Die Siegessäule – Wahrzeichen mit reizvoller Aussicht über Berlin.
Mitten im Tiergarten in Berlin-Mitte steht die über 60 Meter hohe Siegessäule. Auf ihr ragt die weithin sichtbare goldene Bronzeskulptur der römischen Siegesgöttin Viktoria in die Höhe.
Die Berliner nennen sie aufgrund ihrer goldenen Erscheinung unbekümmert Goldelse. Von einem großen Kreisverkehr, dem Großen Stern umgeben, ist das Denkmal für Besucher durch Fußgängertunnel zu erreichen. Die Eingänge zu dem Tunnel sind durch die Torhäuser im neoklassizistischen Stil nicht zu übersehen. In den Tunneln greift die Lichtinstallation „Mnemosyne“ die Bewegungen der Passanten auf.
Einen Eindruck von der Darstellung der Siegessäule in Filmen gibt eine Installation an den Kreuzungspunkten der Tunnel. Im Sockelbau der Säule erzählt eine Ausstellung die Geschichte der Siegessäule und widmet sich vergleichbaren Bauten. Die Aussichtsplattform eröffnet einen Blick über den Tiergarten hinweg auf Berlin.
Die Siegessäule steht in der Mitte der Straße des 17. Juni und dient bei vielen Veranstaltungen als Start- und Endpunkt oder als Kulisse. Hier sprach Barack Obama im Jahr 2008 als Präsidentschaftskandidat vor 200.000 Menschen und hier führte in den 90er Jahren die Love-Parade lang. Vom Brandenburger Tor aus ist es ein 20-minütiger Spaziergang zur Siegessäule. Die S-Bahn-Station Bellevue liegt in der Nähe der historischen Sehenswürdigkeit, während die Buslinie 100 direkt am Großen Stern hält.
Vom Siegessymbol zum Wahrzeichen der Hauptstadt
Die Siegessäule entstand zwischen 1865 und 1873. Anlass des Baus war die Feier des Sieges Preußens und seines Mitstreiters Österreich im Krieg gegen Dänemark im Jahr 1864. Im Verlauf der Einigungskriege folgten die Siege über Österreich und Frankreich. Diese Kriege sind als Einigungskriege bekannt, da sie zur Gründung des Deutschen Reiches führten. Die Säule geht auf Entwürfe des Architekten Johann Heinrich Strack zurück.
Der Sockel besteht aus rotem Granit und die Säulentrommeln aus Sandstein. Die Gestaltung thematisiert die Kriege und die Siege. Im Säulenumgang erzählen ein Mosaik von Anton von Werner vom Sieg gegen Frankreich und vier Bronzereliefs am Sockel von den anderen Kriegen und der Reichsgründung.
Die Glorifizierung dieser Siege und geführten Kriege findet ihren Höhepunkt in der über acht Meter hohen Siegesgöttin Viktoria an der Spitze der Säule. Ihr Aussehen geht auf den Bildhauer Friedrich Drake zurück. Die Bronzeskulptur ist 35 Tonnen schwer. In der rechten Hand hält die Goldelse einen vergoldeten Lorbeerkranz. Der Lorbeerkranz ist ein klassisches Symbol für Sieg und Ehre. Der Speer mit dem Eisernen Kreuz in der linken Hand der Goldelse sind die Symbole Preußens für Ehre und Auszeichnung im Krieg.
Zur Kaiserzeit war die Siegessäule ein Nationaldenkmal. Ursprünglich stand sie auf dem heutigen Platz der Republik vor dem Reichstag, der zumindest in den ersten Jahren der Siegessäule noch nicht vorhanden war. Während der Zeit des Nationalsozialismus erfolgte eine Umgestaltung Berlins. Der Plan war eine repräsentative Reichshauptstadt „Germania“ und im Zuge dessen gelangte die Siegessäule an ihren heutigen Ort.
Zusätzlich erhielt die Säule eine vierte Säulentrommel. Diese unterscheidet sich von den ersten durch die fehlenden Geschützrohre. Sie ist stattdessen mit vergoldeten Girlanden dekoriert. Die Siegessäule gehört zu den wenigen Wahrzeichen der Stadt, die im Zweiten Weltkrieg keine ernsthaften Schäden erlitten. Als Sinnbild des Nationalismus wünschten die französischen Alliierten nach der Befreiung Berlins den Abriss der Säule. Da sie vor dem Ersten Weltkrieg entstanden war, stand sie für die anderen Alliierten unter Bestandsschutz.
Panoramablick nach 285 Stufen
Die kunstfertigen Reliefs am Sockel, das gläserne Mosaik und die Ausstellung im Sockelbau ergänzen das Highlight der Siegessäule: die Aussichtsplattform auf eine Höhe von 51 Metern. Eine Wendeltreppe mit 285 Stufen führt hinauf zu der Plattform. Sie eröffnet einen Blick auf den grünen Tiergarten, auf die Straße des 17. Juni, das Brandenburger Tor, den Reichstag und auf das Schloss Bellevue.
Die Aussicht geht von Berlins historischer Mitte bis zum modernen Berlin. Zu sehen sind das Regierungsviertel, der Hauptbahnhof, der Potsdamer Platz mit den gläsernen Hochhäusern und der Ernst-Reuter-Platz.
Im Westen lassen sich bei klarer Sicht weitere Sehenswürdigkeiten, zum Beispiel der Funkturm und der Teufelsberg, erkennen. Im Süden liegen der Zoo und die Gedächtniskirche. Direkt über der Aussichtsplattform thront die Siegesgöttin und bietet die Gelegenheit, sie sich aus der Nähe anzusehen. Erst von oben eröffnet sich eine Perspektive, um die Anlage des Großen Sterns zu erfassen.
Von dem vierspurigen Kreisverkehr führen fünf Hauptverkehrsstraßen ab. Im 17. Jahrhundert auf einer Waldlichtung angelegt, ist der Große Stern heute ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt. Eingerahmt ist der Platz, in dessen Zentrum sich die Säule befindet, von drei Denkmälern.
Zu entdecken ist jeweils das Denkmal für Otto von Bismarck, Albrecht von Roon und Helmuth Karl Bernhard von Moltke. Das Bismarck-Nationaldenkmal stammt vom Künstler Reinhold Begas und ist im neobarocken Stil. Es zeigt den Reichskanzler im Waffenrock, dem Symbolfiguren für Kraft und Staatsweisheit beigeordnet sind. Nicht jedem bekannt sind Albrecht von Roon und Bernhard von Moltke. Bei beiden handelte es sich um Militärs, der eine Kriegsminister, der andere eine führende Person in den Einigungskriegen.
Der Aufstieg auf die Siegessäule über die schmale Wendeltreppe lohnt sich für Besucher, die über eine gute Kondition und keine Höhenangst verfügen. Einen Fahrstuhl oder andere Möglichkeiten, barrierefrei auf die Plattform zu gelangen, gibt es aufgrund des Alters der Säule nicht.
Von der Siegessäule zum Schloss Bellevue
In direkter Nähe der Siegessäule befindet sich Berlins größter Park, der Tiergarten. Freiflächen, Teiche und kleine Wäldchen in dem Park eignen sich für eine kurze Erholung von der Großstadt. Entlang am Tiergarten führt der Spreeweg von der Siegessäule zum Schloss Bellevue. Das Schloss entstand im 18. Jahrhundert.
Das heutige Gebäude ist eine Rekonstruktion aus den 60er Jahren und dient als Residenz des Bundespräsidenten. Ob dieser zu Hause ist, lässt sich an der gehissten Standarte erkennen. Den Namen „Bellevue“ verdankt das Schloss der schönen Aussicht auf die umliegende Parklandschaft.
Von dort sind der Reichstag und das Regierungsviertel einen 20-minütigen Spaziergang vorbei am Haus der Kulturen der Welt und entlang des Tiergartens entfernt.
Wer die Hofjägerallee hinabgeht, gelangt zu den Nordischen Botschaften, die aufgrund ihrer Architektur sehenswert sind. Die Botschaftsgebäude von Dänemark, Finnland, Island, Norwegen und Schweden sind als Ensemble angelegt und aufeinander abgestimmt. Besuchern stehen sie zur Besichtigung nicht offen. Dafür lohnt sich der Besuch im Felleshus, dem Kulturzentrum der Nordischen Botschaften. In diesem finden regelmäßig Veranstaltungen und Ausstellungen statt. Für eine Mittagspause mit nordischen Spezialitäten und einem Ausblick auf die Botschaften eignen sich die Kantine und die Kaffeebar.