Das Brandenburger Tor – weltberühmtes historisches Denkmal in Berlin
Das Brandenburger Tor kennt dank der Euro- und Centmünzen jeder Europäer. Trotzdem gehört zu einem Besuch in Berlin, es von Nahem zu sehen. Über seine ursprüngliche Funktion als Stadttor ist die Bedeutung dieses Bauwerks hinausgewachsen. Es steht gleichermaßen für die Trennung und Wiedervereinigung Deutschlands und Berlins. Zur Zeit der Mauer trennte es Berlin in Ost und West. Der Mauerfall am Tor im Dezember 1989 gehörte zu den ersten sichtbaren Zeichen der Wiedervereinigung der Stadt.
Als Wahrzeichen der deutschen Hauptstadt ist es eine der beliebtesten Sehenswürdigkeiten. Das liegt auch an den in der unmittelbaren Umgebung liegenden Denkmälern und historisch bedeutsamen Orten. Dazu gehören der vor dem Bauwerk liegende Pariser Platz, die dahinter verlaufende Straße des 17. Juni, der nahe gelegene Reichstag und Unter den Linden.
Das Brandenburger Tor ist architektonisch betrachtet ein Beispiel des Klassizismus und mehr als 200 Jahre alt. Die Entwürfe gehen auf den Architekten Carl Gotthard Langhans zurück, der sich an dem Vorhof der Akropolis in Athen orientierte. Zu den imposanten Säulen gesellen sich zwei Torhäuser und die Quadriga. In seiner ursprünglichen Funktion als Stadttor ist es das letzte erhaltene der 18 Berliner Stadttore.
Mit S-Bahn und Bus ist es leicht mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen. Verschiedene Straßen führen zum Brandenburger Tor und an ihm vorbei. Eine bequeme Möglichkeit für die Anfahrt per Auto ist es, an der Straße des 17. Juni zu parken oder sich ein Parkhaus zu suchen.
Stadttor und Abschluss der Prachtstraße
Schon seit dem 17. Jahrhundert stand an dieser Stelle ein Zolltor. König Friedrich Wilhelm II. wünschte sich im 18. Jahrhundert einen angemesseneren Abschluss der Prachtstraße Unter den Linden und orientierte sich dabei nach dem Vorbild der Propyläen, dem Eingangstor zur Akropolis,. Mit dem Brandenburger Tor ging dieser Wunsch in Erfüllung. Das aus Sandstein erbaute Bauwerk besteht aus zwei Reihen von sechs Säulen, die 15 Meter hoch und von Torhäusern eingerahmt sind.
Würdiger Abschluss bildet auf der Mitte des Bauwerks die Quadriga des Bildhauers Christoph Schadow, die heute nicht mehr im Original erhalten ist. Zum Bau des Brandenburger Tores nach den Entwürfen von Carl Gotthard Langhans kam es zwischen 1788 und 1791. Es ist über 20 Meter hoch, über 60 Meter breit und elf Meter tief. Damit gehörte es seinerzeit zu den am aufwendigsten gestalteten Stadttoren Berlins. Trotz der monumentalen Wirkung des Tores trat dessen Bildgewalt hinter der Quadriga zurück. Sein Architekt Carl Gotthard Langhans wohnte auf Wunsch des Königs nicht der Eröffnungsfeier des Tores bei.
Der Sandstein, aus dem es besteht, ist anfällig gegenüber Abgasen. Um das Bauwerk vor Beschädigungen zu schützen, gibt es seit dem 21. Jahrhundert keine Öffnung für den Verkehr. Zu Bauzeiten, vor der Trennung und nach der Wiedervereinigung Berlins sah das anders aus. Abgesehen von der Spur in der Mitte, die dem Kaiser bis zum Untergang der Monarchie vorbehalten war, stand das Brandenburger Tor allen Verkehrsteilnehmern offen. Auf fünf Durchfahrten gelangten erst Kutschen, vereinzelt und später mehr Autofahrer und Busse hindurch.
Auf der Spitze des Tors unübersehbar thront die fünf Meter hohe Quadriga, der Streitwagen der Siegesgöttin, gezogen von vier Pferden. Die Quadriga gelangte erst 1793 an ihren Standort, zwei Jahre nach der Eröffnung. Eine Berliner Legende erzählt davon, dass die Verzögerung durch eine nachträgliche Bekleidung der nackten Siegesgöttin entstand. Tatsächlich verzögerten sich jedoch die Arbeiten am Guss und den einzelnen Insignien der Göttin. Unterhalb der Quadriga verdeutlicht das Sandsteinrelief „Zug des Friedens“ das Zusammenspiel von Frieden und Freundschaft mit Mut und Tapferkeit.
Thematisch greifen die Skulpturen Mars und Minerva in den Torhäusern die antike Mythologie vom Wechselspiel zwischen Krieg und Frieden durch Klugheit auf. Die Details an den Säulen und Torhäusern zeigen antike mythologische Legenden. Die Reliefs an den Säulen und unter der Quadriga beispielsweise sind Bilder aus der mythologischen Geschichte rund um den Helden Herkules.
Vom Symbol der Trennung zum Wahrzeichen der Einheit
Die Quadriga gehört zu dem Bestandteil des Tores mit der bewegtesten Geschichte. Nach der französischen Eroberung Berlins ließ Napoleon die Siegesgöttin 1806 nach Paris bringen. In den wenige Jahre später stattfindenden Eroberungskriegen kehrte sie nach dem Sieg über das französische Kaiserreich 1814 nach Berlin zurück. Damit entwickelte sich die Quadriga zu einem Symbol des Sieges. Karl Friedrich Schinkel stellte der Göttin ein Eisernes Kreuz und einen Adler zur Seite. Symbole, die in Preußen für Tapferkeit und Erfolg im Krieg standen.
Im Zweiten Weltkrieg erlitten das Tor und die Quadriga schwere Schäden. Als einziges original erhaltenes Teil der Quadriga ist ein Pferdekopf im Märkischen Museum zu sehen. In den späten 50er Jahren des 20. Jahrhunderts erfolgte in der DDR ein erster Versuch, das Brandenburger Tor zu sanieren. Die rekonstruierte Quadriga verlor ihr Eisernes Kreuz, denn für das SED-Regime war es ein Symbol des Militarismus in Preußen. Bevor eine langwierige Sanierung und Restaurierung begann, erfolgte die Teilung der Stadt durch die Mauer.
Mit dem Mauerbau war das Gebiet um das Brandenburger Tor Sperrgebiet und für die Öffentlichkeit nicht mehr zugänglich. Das Bauwerk entwickelte sich zum Inbegriff der Teilung der Stadt in Ost und West. Hier rief Ronald Reagan Ende der 80er Jahre seinen berühmten Satz, dass Herr Gorbatschow die Mauer niederreißen solle. Umso größer waren die Feiern zur Wiedervereinigung und zum Mauerfall. Für das Brandenburger Tor hatten diese Feiern eine schädliche Wirkung: Nach der Silvesternacht im Wendejahr war die Quadriga stark beschädigt und benötigte eine Restaurierung. Die Siegesgöttin erhielt ihr Kreuz und den preußischen Adler zurück.
Der Raum der Stille
Während im südlichen Torhaus eine Touristeninformation ihr Quartier bezogen hat, befindet sich im nördlichen Torhaus ein Raum der Stille. Ohne konfessionelle oder religiöse Ausrichtung steht dieser Bereich allen Besuchern offen, die sich vom Trubel am Brandenburger Tor und auf dem Pariser Platz zurückziehen möchten. Ein Schild im Eingangsbereich lädt zum Schweigen ein.
Nach einem schmucklosen Vorraum gelangt der Besucher in den eigentlichen Raum der Stille, der schlicht gehalten ist und mit Sitzmöglichkeiten zu einer kurzen Pause einlädt. Der Raum der Stille ist als Rückzugsort gedacht, der für Toleranz und Frieden steht. Die Lage am symbolträchtigen Brandenburger Tor ist mit Bedacht gewählt.
Deutschlands größte Silvesterfeier
Als Wahrzeichen der Hauptstadt ist das Brandenburger Tor nicht nur wegen seiner Geschichte bekannt. In der Gegenwart finden regelmäßig Veranstaltungen und Ereignisse statt, die viele Besucher anziehen. Dazu gehört die größte Silvesterparty Deutschlands. Rund um das Brandenburger Tor und der Straße des 17. Juni verteilen sich am Silvesterabend fast eine Million Besucher.
Sie feiern gemeinsam in das neue Jahr hinein, begleitet von Konzerten und einem riesigen Feuerwerk. Während der Fußballweltmeisterschaft oder der Europameisterschaft befindet sich auf der Straße des 17. Juni die Fanmeile, auf der alle Spiele auf Großleinwänden zu sehen sind. Als Wahrzeichen der Stadt finden rund um das Brandenburger Tor regelmäßig Demonstrationen statt.
Eine der größten Demonstrationen jedes Jahr ist die am 1. Mai, die mit einem Fest auf der dahinterliegenden Straße endet. Auch eine der größten sportlichen Veranstaltungen der Welt, der Berlin-Marathon führt alljährlich hier vorbei. Im Herbst lassen die Veranstalter des Festival of Lights das Bauwerk in besonderem Licht erstrahlen. Zum Tag der Einheit versammeln sich Berliner und Gäste alljährlich am Brandenburger Tor zu einem Bürgerfest. Für Besucher gilt, dass das Brandenburger Tor zu jeder Jahreszeit sehenswert ist und zu besonderen Terminen einen Volksfestcharakter hat.
Vom Brandenburger Tor zum Potsdamer Platz
Auch die das Brandenburger Tor einrahmenden Plätze sind sehenswert. Zum Osten hin befindet sich der Pariser Platz, der als einer der schönsten Plätze Berlins gilt. Das liegt vor allem an den umliegenden Gebäuden, dem Max Liebermann Haus, der amerikanischen Botschaft und der französischen Botschaft. Seinen Namen erhielt er nach den Befreiungskriegen und dem Sieg über Napoleon.
Im Max Liebermann Haus, dem ehemaligen Wohnort des Malers, finden regelmäßig Ausstellungen und Veranstaltungen statt. Da das Haus im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt wurde, handelt es sich beim heutigen Gebäude um eine Rekonstruktion. Der Pariser Platz ist der ideale Ort, um das perfekte Foto von der Front des Brandenburger Tors samt Quadriga zu schießen. Da das Tor zu den beliebtesten Sehenswürdigkeiten Berlins zählt, ist er selten menschenleer.
Weiter in Richtung Osten begrenzt das Hotel Adlon den Pariser Platz, eines der bekanntesten und luxuriösesten Hotels Deutschlands. Geradeaus weiter führt die Straße Unter den Linden an Madame Tussauds vorbei in Richtung Museumsinsel und Alexanderplatz. Etwa einen Kilometer entfernt liegt der Gendarmenmarkt. Er übertrifft den Pariser Platz durch den Deutschen Dom, dem Konzerthaus und dem Französischen Dom noch an architektonischer Schönheit. Wer durch die Öffnung und Säulen hindurchgeht, sieht in der Ferne die Siegessäule.
Die Straße des 17. Juni führt durch den Tiergarten am Sowjetischen Ehrendenkmal samt Panzer zur Goldelse, einer umgangssprachlichen Bezeichnung für die Siegessäule. Direkt hinter dem Brandenburger Tor befindet sich der Platz des 18. März. Seine Bezeichnung erinnert an zwei bedeutende historische Ereignisse, die jeweils an einem 18. März stattfanden: der Märzrevolution im Jahr 1848 und den ersten freien Volkskammerwahlen 1990 in der DDR.
Wer sich links hält, kommt am Denkmal für die ermordeten Juden Europas und den Ministergärten vorbei und gelangt in zehn Minuten zum Potsdamer Platz. Die Betonstelen des Holocaust-Denkmals erinnern eindringlich an die jüdischen Opfer. Der moderne und aus gläsernen Hochhäusern bestehende Potsdamer Platz bildet einen Gegenpol zum historischen vom Klassizismus geprägten Berlin. Rechts lässt sich die Kuppel des Reichstagsgebäudes erahnen. Ein kurzer Spaziergang führt zum Reichstag und Regierungsviertel mit Bundeskanzleramt.