Schloss Charlottenburg – barocke Schlossanlage in Berlin.
Schloss Charlottenburg in Berlin ist die größte Schlossanlage in Berlin. Die Sehenswürdigkeit zieht jährlich Tausende Besucher in seinen Bann.
Abgesehen von dem Hauptgebäude gehören zur Anlage eine Orangerie, der Schlossgarten und weitere Nebenbauten. Architekten und Künstler verschiedener Epochen vom Barock bis in die Moderne hinterließen am und im Schloss Charlottenburg ihre Spuren. Zunächst als Sommerresidenz gedacht, entwickelte es sich zu einem Lieblingsort der in Berlin das politische Geschehen bestimmenden Hohenzollern. Das Besichtigen des Schlosses, des Parks und der einzelnen Gebäude im Schlossgarten nimmt einige Stunden in Anspruch.
Das Gebäude liegt im Berliner Stadtteil Charlottenburg am Spandauer Damm. Wenige begrenzte, kostenpflichtige Parkplätze stehen für die Anfahrt mit dem eigenen Auto zur Verfügung. Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln lässt sich die Schlossanlage per Bahn und Bus erreichen. Mit einem zehnminütigen Spaziergang verbunden liegen in der Nähe U-Bahn- und S-Bahn-Stationen, während Busse direkt am Spandauer Damm halten. Das Ticket für das Schloss Charlottenburg beinhaltet den Eintritt für die Gebäude im Schlossgarten. Die ehemalige Sommerresidenz steht täglich bis auf Montag für Besucher bis 18 Uhr offen. Der Schlosspark ist jeden Tag für Spaziergänger von acht Uhr bis Mitternacht geöffnet.
Vom Gartenschloss zur Residenz
Der Bau für das Schloss Charlottenburg begann Ende des 17. Jahrhunderts nach den Entwürfen des Architekten Johann Arnold Nering. Den Auftrag gab Sophie Charlotte, die Frau des Kurfürsten Friedrich III. Einige Kilometer von Berlin entfernt, diente der Bau bei Lietzenburg als ein Gartenschloss und Residenz für die Kurfürstin. Zu dieser Zeit entwickelten sich ihre Räume und das Gelände zum Treffpunkt für Philosophen und Künstler. Heute nur schwer vorstellbar, da die Anlage mitten in der Stadt liegt, war sie damals umgeben von Wiesen, Wäldern und Feldern.
Der Kurfürst krönte sich im Jahr 1701 zum König in Preußen und machte damit seine Gemahlin, Sophie Charlotte zur Königin. Einer königlichen Residenz entsprechend erfolgten anschließend Umbauten am Gebäude. Unter dem Architekten Eosander von Göthe erhielt es einen Seitenflügel, einen Ehrenhof, die Kuppel und eine Orangerie. Vorbild für die Umbauten war der Palast in Versailles.
Als Sophie Charlotte 1705 starb, waren die Umbauten noch nicht abgeschlossen, aber der Bau und das angrenzende Dorf erhielten ihren Namen. Das Gebäude und das Dorf Lietzenburg hießen von da an Charlottenburg. Nach dem Tod des Königs diente Schloss Charlottenburg repräsentativen Zwecken für Festlichkeiten.
Im Laufe der Jahre erweiterten die Bauherren und jeweiligen Herrscher das Gebäude um einen Westflügel und ein Schlosstheater. Im 19. Jahrhundert ließ sich König Friedrich Wilhelm III. von dem Architekten Friedrich Schinkel den Neuen Pavillon bauen. Erst nach mehr als 100 Jahren waren die Maßnahmen zur Erweiterung der Schlossanlage abgeschlossen.
Seit Ende des 19. Jahrhunderts stand das Gebäude, das keine königliche Residenz mehr war, der Allgemeinheit zum Besuch offen. Der Zweite Weltkrieg führte zu schweren Beschädigungen am Prachtbau, sodass er umfangreiche Restaurierungen benötigte. Seit den 90er Jahren steht die Schlossanlage unter der Obhut der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, kurz SPSG genannt. Die SPSG übernimmt die Instandhaltung und Pflege von Schloss Charlottenburg ebenso wie das Anliegen, preußische Kulturgeschichte zu vermitteln.
Kunstsammlung und Meisterwerke im Schloss Charlottenburg
Außen bietet der Bau eine hochherrschaftliche Fassade mit Kuppel. Auf der Kuppel steht eine goldene Figur der Glücksgöttin Fortuna. Sie ist umgeben von kleinen vergoldeten Kronen und Putten. Im Ehrenhof steht die Reiterstatue des Großen Kurfürsten. Die Figur geht auf den Bildhauer Andreas Schlüter zurück und stammt aus dem 17. Jahrhundert.
Ursprünglich stand sie auf der Rathausbrücke am Stadtschloss. Sie befand sich nach einem misslungenen Transportversuch für mehrere Jahre in der Havel, bis Taucher sie nach dem Zweiten Weltkrieg entdeckten. Seitdem steht sie vor dem Schloss Charlottenburg, nur der Sockel ist nicht das Original.
Im Gebäude lebt die Zeit der Kurfürsten und Könige in den original eingerichteten Räumen und Sälen wieder auf. Hier finden sich Kunstsammlungen und Kunsthandwerk wie das Porzellankabinett. Weit über ein einfaches Tischservice und Porzellan hinaus gehen die Ausstellungen im Porzellankabinett und in der Silberkammer. Sie geben einen Eindruck davon, wie die Kurfürsten und Königen Preußens im Schloss Charlottenburg tafelten.
Die Kapelle und die Wohnräume sind weitere zu besichtigende Bereiche im Schloss Charlottenburg. In der Kapelle ist das einzige Originalteil die Kanzel, alle anderen Arbeiten entstanden bei der Restaurierung.
Die Räume in den Wohnbereichen und die Empfangsräume sind rekonstruiert und spiegeln mit Leihgaben und Originalstücken die Einrichtung des 17. und 18. Jahrhunderts wieder. Im Kronkabinett sind die preußischen Kroninsignien zu bewundern. Sehenswert sind die Festsäle im Neuen Flügel. Sie tragen die Namen Weißer Saal und Goldene Galerie und glänzen im üppigen Rokokostil.
Im ehemaligen Wohnbereich Friedrich Wilhelms III., König von Preußen, befindet sich heute eine Kunstausstellung mit Werken der französischen Malerei des 18. Jahrhunderts. Sie zeigt Gemälde der Maler Antoine Watteau, Nicolas Lancret oder Jean Siméon Chardin.
Im Neuen Flügel des Schlosses sind in der Eingangshalle Skulpturen ausgestellt, die durch die Geschichte der Berliner Bildhauerkunst führen. Den westlichen Abschluss der Schlossanlage bildet der Theaterbau. Er entstand im Jahr 1788 und ist durch die Große Orangerie mit dem Hauptflügel verbunden. Die Restaurierung des Theaters beschränkte sich auf die Fassade. Heute finden im Theaterraum wechselnde Ausstellungen statt. Auf der Rückseite des Gebäudes befindet sich der Schlosspark, der verschiedene Gärten und Bauten enthält.
Der Schlossgarten
Der Schlossgarten gehört zum Schloss Charlottenburg. Die Sehenswürdigkeit steht allen Besuchern kostenfrei offen. Wer nur den Schlossgarten besuchen möchte, gelangt ohne Ticket hinein. Als Parkanlage greift er verschiedene Gartenstile auf und lädt zum Flanieren und Entspannen ein. Er entstand im 17. Jahrhundert als Barockgarten mit Brunnenanlage auf Wunsch der Kurfürstin Sophie Charlotte.
Wie bei dem Bau von Schloss Charlottenburg galt für den Park die Anlage von Versailles als Vorbild. Für den Entwurf des Parks verantwortlich zeichnete sich der Gartenarchitekt Siméon Godeau. Hier schlenderte die Kurfürstin zusammen mit Dichtern und Denkern wie Gottfried Wilhelm Leibniz.
Im Laufe der Zeit erweiterte ein englischer Landschaftsgarten den Schlosspark. Im Zuge der Restaurierung des Schlosses befindet sich im heutigen Schlosspark auch ein Kinderspielplatz. Brunnen, Teich, Rasenflächen, Hecken und Bäume bilden eine grüne Ruheoase. Im Schlosspark sind weitere Highlights der Schlossanlage zu besichtigen. Dazu gehören das Belvedere, das Mausoleum der Königin Louise und der Neue Pavillon.
Der Neue Pavillon entstand im 19. Jahrhundert nach den Entwürfen von Karl Friedrich Schinkel und ist auch als Schinkel-Pavillon bekannt. Er diente als Sommerhaus für Friedrich Wilhelm III. und ist in seiner Architektur klassizistischen italienischen Villen nachempfunden. Heute befindet sich in dem Gebäude eine Ausstellung zum Leben und Schaffen des Baumeisters Karl Friedrich Schinkel. Weitere sehenswerte Exponate im Neuen Pavillon sind Skulpturen von Christian Daniel Rauch und Gemälde von Caspar David Friedrich.
Das Belvedere war als Gartenschloss für Friedrich Wilhelm II. gedacht. Es geht auf Entwürfe des Architekten Carl Gotthard Langhans zurück. Wie der Neue Pavillon und der Prachtbau erlitt das Belvedere im Zweiten Weltkrieg schwere Schäden und ist nur äußerlich in seiner barocken Form wiederhergestellt. Der Innenbereich beherbergt die weltweit größte Sammlung von Porzellan der Königlichen Porzellanmanufaktur Berlin.
Im Nordwesten des Schlossgartens liegt das Mausoleum der Königin Luise, der Gemahlin Friedrich Wilhelms III. Das Mausoleum erinnert in seiner Architektur an einen antiken Tempel und das Grabmonument stammt von Christian Daniel Rauch. Nach dem Tod Friedrich Wilhelms III. ließ Friedrich Wilhelm IV. das Mausoleum um einen Querbau und eine Apsis erweitern. Im Laufe der Jahre fanden hier Augusta, die Gemahlin Kaiser Wilhelms I., Auguste Fürstin von Liegnitz und Prinz Albrecht ihre letzte Ruhe.
Weihnachtsmarkt und Konzerte im Schloss Charlottenburg
Nach einem Besuch im Schloss Charlottenburg oder einem Spaziergang durch den Schlossgarten bietet sich die Kleine Orangerie zur Einkehr an. In der Kleinen Orangerie befinden sich ein Café und Restaurant.
Auf der anderen Seite des Spandauer Damms gruppieren sich das Bröhan-Museum, das Museum Berggruen und die Sammlung Scharf-Gerstenberg. Die Gebäude, in denen sich heute die Museen befinden, entstanden im 19. Jahrhundert. Die klassizistischen Bauten gehen auf den Architekten Friedrich August Stüler zurück und dienten als Offizierskasernen. Bei beiden Museen handelt es sich heute um Ausstellungsorte für Privatsammlungen.
Das Museum Berggruen setzt den Schwerpunkt auf Werke der klassischen Moderne. Zu sehen sind Arbeiten bekannter Künstler wie Pablo Picasso und Paul Klee. Neben europäischen Künstlern zeigt die Sammlung afrikanische Kunst. Dem Thema surrealistische Kunst widmet sich die Sammlung Scharf-Gerstenberg. Zu den Highlights der Ausstellung zählen Werke von Francisco de Goya, Max Ernst und René Magritte.
Das in der Schloßstraße liegende Bröhan-Museum ist das Berliner Landesmuseum für Jugendstil, Art déco und Funktionalismus. Die Exponate gehen auf die Privatsammlung von Karl Bröhan zurück und umfassen Kunstwerke aus den 20er und 30er Jahren des 20. Jahrhunderts. Einen kurzen Spaziergang vom Schloss Charlottenburg entfernt liegen die Abguss-Sammlung Antiker Plastik der Freien Universität und das Museum Charlottenburg-Wilmersdorf in der Villa Oppenheim.
Das Museum Charlottenburg-Wilmersdorf zeigt die Stadtgeschichte dieses Stadtteils angefangen beim Dörfchen Lietzenburg bis hin zu der Zusammenlegung der Bezirke Charlottenburg und Wilmersdorf. Es befindet sich in der Villa Oppenheim, eine Villa aus der Gründerzeit, deren Geschichte in einer separaten Ausstellung dokumentiert ist. Die Abguss-Sammlung in der Schloßstraße widmet sich griechischen und römischen Plastiken. Zu sehen sind Skulpturen des hellenistischen, römischen und byzantinischen Reiches.
Zu Weihnachten findet auf dem Schlossgelände ein Weihnachtsmarkt mit dem Schwerpunkt Kunsthandwerk statt. Mit dem historischen Hintergrund des Schlosses und einer Illumination desselben gestaltet sich der Weihnachtsmarkt als einer der schönsten in Berlin. Regelmäßig finden im Schloss Charlottenburg verschiedene Veranstaltungen und Konzerte statt. Die Berliner Residenz Konzerte sorgen in der Orangerie mit Konzerten in originalgetreuen barocken Kostümen und Dinner für einen besonderen Abend.